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  Tom Dzemski aus Göriz boxt sich nicht nur in die Herzen seiner Fans, sondern wurde zu einem ganz besonderen Helden für einen an Leukämie erkrankten Mann. Trotz bevorstehender Kämpfe in Dessau hat er der Stammzellspende sofort zugesagt.
Tom Dzemski aus Göriz boxt sich nicht nur in die Herzen seiner Fans, sondern wurde zu einem ganz besonderen Helden für einen an Leukämie erkrankten Mann. Trotz bevorstehender Kämpfe in Dessau hat er der Stammzellspende sofort zugesagt.© Deutsche Stammzellspenderdatei

Lebensretter gesucht!

Veröffentlicht am Mittwoch, 22. Mai 2019

Alle 15 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch völlig unvorbereitet die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs. Unter den Betroffenen sind überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche, denn in dieser Altersgruppe ist Leukämie die häufigste Krebsart. Eine Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung ist für viele Patienten nicht ausreichend, ihre einzige Hoffnung auf Heilung – und damit auf ihr Überleben – ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen. Die Deutsche Stammzellspenderdatei (DSD) mit Sitz in Dessau-Roßlau ist seit 27 Jahren mit großem Erfolg auf der Suche nach Lebensrettern. Doch davon kann es nie genug geben!

Erfolgreiche Leistungssportler werden von ihren Fans fast schon wie Helden verehrt. Tom Dzemski, 22-jähriger Profiboxer aus Halle, ist Anfang des Jahres auch jenseits des Rings zu einem echten Helden, einem Lebensretter, geworden. Fünf Jahre ist es her, dass sich Dzemski bei einer Typisierungsaktion spontan mittels Wattestäbchen als potenzieller Spender der DSD registrieren ließ. Ende 2018 kam dann schließlich ein Anruf aus Dessau. Dzemskis genetischer Zwilling, ein leukämiekranker Mann aus Tschechien, der ohne eine Stammzellspende keine Überlebenschance mehr hatte, war gefunden. Der 22-Jährige, der gerade mitten in den Vorbereitungen für bevorstehende Kämpfe steckte, zögerte keine Sekunde: „Das ist alles kein Problem. Ein Mensch braucht meine Hilfe, also stehe ich auch zu meinem Wort.“ Mit der lebensrettenden Spende ließ Tom Dzemski seinem Wort Ende Januar dann auch Taten folgen.

Der Halbschwergewichtler ist einer von über 150.000 Menschen, die sich seit 1992 als Spender bei der DSD registriert haben. Trotz dieser mehr als beachtlichen Zahl konnten bisher jedoch „nur“ rund 1.700 lebensrettende Stammzellspenden an Patienten vermittelt werden. Denn die Hürden für eine erfolgreiche Behandlung sind sehr hoch gesetzt.

Damit die Übertragung von Stammzellen funktioniert, müssen die Gewebeeigenschaften – die sogenannten HLA-Merkmale – von Spender und Empfänger nahezu identisch sein, um keine Abstoßungsreaktion auszulösen. Zwar werden diese Merkmale von Eltern an ihre Kinder vererbt, aber dennoch finden nur 30 Prozent der Blutkrebs- bzw. Leukämiepatienten einen Spender in der eigenen Familie. Fast drei Viertel von ihnen sind also auf einen Lebensretter angewiesen, mit dem sie nicht verwandt sind, aber alle wichtigen HLA-Merkmale teilen. „Einen passenden Stammzellenspender zu finden gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, da es Millionen von Kombinationsmöglichkeiten dieser Merkmale gibt“, erklärt DSD-Geschäftsführer Manfred Stähle, „Aus diesem Grund ist eine große Stammzellspenderdatei notwendig, um möglichst vielen Blutkrebspatienten das Leben retten zu können.“

Die Typisierung ist für potenzielle Spender völlig schmerzfrei und in wenigen Sekunden erledigt: Bei einer öffentlichen Typisierungsaktion des DSD wird mittels eines Wattestäbchens eine Speichelprobe von der Wangeninnenseite entnommen. Das geht sogar von zu Hause aus, die Typisierungssets können direkt über die Internetseite der Deutschen Stammzellspenderdatei angefordert werden. Alternativ führt der DRK-Blutspendedienst NSTOB im Rahmen seiner Blutspendeaktionen ebenfalls Typisierungen durch.

Sind dann zwei genetische Zwillinge gefunden, deren HLA-Merkmale übereinstimmen, erfolgt eine Stammzellentnahme, die den Erfordernissen des Patienten entspricht. In mehr als vier von fünf Fällen werden die Stammzellen aus dem Blut des Spenders gewonnen. Nur in 15 Prozent der Behandlungen ist eine Entnahme aus dem Knochenmark des Beckenkamms – nicht zu verwechseln mit dem Rückenmark – nötig, die unter Vollnarkose erfolgt. Selbstverständlich wird auch der Spender vor der Entnahme gründlich untersucht.

Wer die lebensrettende Arbeit der Deutschen Stammzellspenderdatei unterstützen und selbst zum Helden des Alltags werden möchte, ist natürlich bei jeder Typisierungsaktion herzlich willkommen. Die Termine sind stets aktuell auf der Homepage der DSD abrufbar. Aber auch ehrenamtliches Engagement ist dringend nötig, um möglichst vielen Menschen helfen zu können. Schulen, Betriebe oder Sportvereine können eigene Typisierungen organisieren oder Spendensammlungen ins Leben rufen. Denn die Typisierungskosten von ca. 40 Euro für die Probeentnahme und Analyse der HLA-Merkmale werden nicht von den Krankenkassen übernommen, sondern müssen durch Geldspenden finanziert werden. Bei der Umsetzung aller Unterstützungsideen steht die DSD natürlich mit Rat und Tat zur Seite.

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