"Liebe zur Musik hilft"
Veröffentlicht am Dienstag, 30. März 2021
Wir kennen ihn schon lange, Sie sicherlich auch. Auf den Bühnen im LEO-Land ist er gern zu Gast, ob als Solokünstler oder auch mit seinen Bandkollegen von "l'arc six" und dem "Cristin Claas Trio". Nun hat sich der aus Dessau stammende Pianist und Komponist Christoph Reuter in ein für ihn neues Genre begeben: Er ist frisch gebackener Buchautor. Wie es dazu kam, verrät er uns in einem Interview zu seinem ersten Buch "Alle sind musikalisch! (außer manche)".
LEO: Hallo Christoph, wie kam es dazu, dass du ein Sachbuch geschrieben hast? Das ist ja eher ungewöhnlich für einen Musiker aus Dessau.
Christoph Reuter: Stimmt. Nun, ich hatte das Glück, dass ich vor zwei Jahren gefragt wurde, ob ich ein humorvolles Buch über Musik schreiben wollte. Damals passte es aber nicht in meinen Zeitplan. Letztes Jahr gab es dann spontan viel mehr Zeit als gedacht und ich habe mich an den Schreibtisch gesetzt. Jetzt ist es da!
LEO: Man kennt dich in Dessau als Pianist vom Cristin Claas Trio sowie der Band "l'arc six" und als Solomusikkabarettist. Dein Buch heißt wie dein erstes Kabarettprogramm. Was hat es damit auf sich?
Christoph Reuter: Nun, anfangs war ich geneigt, Nummern aus meinen drei Musikkabarett-Bühnenprogrammen einfach aufzuschreiben. Allerdings sind das zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Live-Klavierspiel mit gesprochenem Text lässt sich nicht so einfach ins Schriftliche übertragen, wenn die Tonspur fehlt. Andererseits haben sich bei mir so viele spannende, unterhaltsame und teils kuriose Geschichten rund um das Thema Musik angesammelt, die, wie ich fand, einfach mal erzählt werden mussten. Und die meisten werden sicher auch erstaunt sein, wie musikalisch sie doch sind. Dazu gibt es noch tolle Zeichnungen von der Illustratorin Inka Hagen. Und der Titel „Alle sind musikalisch! (außer manche)“ passt auch hier so gut, dass ich ihn behalten habe.
LEO: Für wen ist das Buch gedacht? Muss man Experte sein, oder wenigstens sehr musikalisch?
Christoph Reuter: Überhaupt nicht. Liebe zur Musik hilft natürlich, aber es ist auch für alle anderen etwas dabei. Zunächst einmal habe ich ein Buch geschrieben, wie ich es selbst gerne lesen würde. Kurze Kapitel, kurzweilige Geschichten aus verschiedenen musikalischen Stilrichtungen, eine Mischung aus Unterhaltung und neuen Erkenntnissen, gewürzt mit Humor. Unter anderem habe ich mir auch die Musiktheorie vorgenommen, dieses sperrige Thema, und zwar so, dass man beim Lesen eher sanft und vergnüglich herangeführt wird. Aber auch lustige Kapitel, zum Beispiel was die Weinsorte Kerner mit Musik zu tun hat oder ob Käse auch musikalisch ist; was der Soundtrack des Lebens ist oder wie man in zwei Minuten das Klavierspielen lernen kann. Immer mit einem kleinen Augenzwinkern präsentiert. Zum Selberlesen oder natürlich auch verschenken. (lacht)
LEO: Was hast Du neben dem Schreiben am Buch letztes Jahr noch gemacht?
Christoph Reuter: Nun, ich habe zuerst einmal viele Dinge gemacht, die vorher zu kurz kamen. Bis zum März 2020 bestand mein Leben aus Konzerte spielen, durch die Gegend reisen, komponieren und Spaß haben. Dann überlegte ich mir, was ich machen würde, wenn ich spontan Frührentner wäre, was ich ja dann gefühlt auch war. Es bringt ja nichts sich ständig mit Dingen zu befassen, die man nicht ändern kann, also versuchte ich die Dinge zu ändern, die ich in meinem Leben ändern kann. Ich begann zusätzlich Unterricht in klassischer Improvisation bei einem Professor in Stuttgart zu nehmen und übte so viel wie lange nicht mehr. Als zweites habe ich angefangen viel zu komponieren. U.a. mit dem Dessauer Autoren Andreas Hillger habe ich das Oratorium „Unerhörte Schönheit“ geschrieben und wir haben es tatsächlich letzten November mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt aufnehmen können - mit einem Chor, der aus drei Leuten bestand. Mit dem Cristin Claas Trio nahmen wir für ARTE Concert Titel auf, zudem ein Online-Streamingkonzert. Und die Arbeit am Buch natürlich. So bin ich persönlich, im Gegensatz zu vielen anderen selbstständigen Künstlern, bisher ganz gut durch die Zeit gekommen. Trotzdem hoffe ich natürlich sehr, wie so viele Musiker und Konzertgänger, dass wir bald wieder spielen dürfen.
LEO: Wir hoffen auch dich bald wieder auf der Bühne sehen. Vielen Dank für das Gespräch.