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Renaissancetanzball© Corinna Kroll

Erst die Damen, dann Herr Luther

Veröffentlicht am Montag, 23. September 2019

Der „weiblichen Saite“ wird vom 25. Oktober bis 3. November in Wittenberg gehuldigt. Das „ai“ ist dabei selbstverständlich beabsichtigt und schlägt die Brücke zwischen musikalischem Thema und inhaltlichem Schwerpunkt des 14. Wittenberger Renaissance Musikfestivals. Musikerinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart liefern Kompositionen und Inspiration – und gestalten nicht zuletzt auch einen Großteil der Konzerte und Workshops des Festivals.

1619 wurde in Venedig die Sopranistin und Komponistin Barbara Strozzi getauft. In Leipzig erblickte im Jahr 1819 Clara Josephine Wieck das Licht der Welt, die als Clara Schumann nicht nur Ehefrau eines der bedeutendsten Komponisten der Romantik war, sondern die auch selbst Musikgeschichte schrieb. Zwei musizierende und musikschaffende Frauen, deren Jahrestage den Anlass gaben, sich bei der 14. Ausgabe des Wittenberger Renaissance Musikfestivals ganz der überraschend vielfältigen Auswahl berühmter Frauenfiguren zu widmen, die Musik geschrieben haben oder bis heute schreiben. Das Programm beschränkt sich daher nicht auf reine Renaissancewerke, sondern blickt vom Spätmittelalter über Renaissance und Romantik bis in die Gegenwart. Und eines ist dabei ganz sicher: Die Tonschöpfungen der Künstlerinnen stehen denen ihrer oft ungleich bekannteren männlichen Kollegen in nichts nach.

Gestaltet wird das umfangreiche Programm durch international renommierte Spitzenkünstlerinnen und -künstler der Alten Musik, hochkarätige Nachwuchsensembles sowie die gastgebende Wittenberger Hofkapelle. Zum Eröffnungskonzert „The Muses Feast – Furien und Feen“ wird am 25. Oktober beispielsweise Gambistin Hille Perl gemeinsam mit Sopranistin Julla von Landsberg im Alten Rathaus zu erleben sein. Die Britin Emma Kirkby, die weltweit als Pionierin der historischen Aufführungspraxis gilt, also der in Instrumentarium und Spieltechnik möglichst originalgetreuen Wiedergabe Alter Musik, präsentiert zwei Tage später an gleicher Stelle mit dem Programm „So sounds my Muse“ gemeinsam mit dem schwedischen Lautenisten Jakob Lindberg ihre Hommage an komponierende Frauen.

Insgesamt 11 Konzerte sind in diesem Jahr Teil des Festivalprogramms, darunter auch kostenfreie Angebote wie „Frau Musica singt“, bei dem das „Susato Consort“ am 31. Oktober in der Katholischen Kirche Hausmusik bei Katharina von Bora und Elisabeth Cruciger vorstellt. Einblicke in die Lieder und Tänze der Renaissance gibt das „Praetorius Consort Wittenberg“ am 2. November unter dem Titel „La Magdalena“ im Alten Rathaus. Ebenfalls im Alten Rathaus und wie immer bei freiem Eintritt kann am 2. und 3. November die Instrumentenausstellung besucht werden.

Unter der Überschrift „Die Musen laden zum Tanz“ steht in diesem Jahr der großen Historische Tanzball, zu dem „The Playfords“ am 2. November aufspielen. Die passenden Tanzschritte und alles, was dazugehört, können Besucher zuvor im Rahmen des umfangreichen Workshop-Angebots erlernen. Unter professioneller Anleitung durch die Künstler des Festivals stehen bei den insgesamt 13 Kursen aber auch zahlreiche historische Instrumente und Gesangsausbildungen zur Auswahl.

Und dann gibt es da natürlich noch „Die Nacht davor“ am 30. Oktober. Der Abend vor dem Jahrestag des Thesenanschlages ist inzwischen schon traditioneller Einklang der Wittenberger Feierlichkeiten zum Reformationstag und lässt diese mit dem Festival verschmelzen. „Musik von und für Frauen von Renaissance bis Romantik“ steht in diesem Jahr auf dem Programm im Refektorium des Lutherhauses. Der Reformationstag selbst wird durch mehrere Gottesdienste in der Schloss- und der Stadtkirche eingeleitet, bevor um 11 Uhr das Historische Marktspektakel beginnt. Bis 19 Uhr versetzen hunderte Gaukler, Musikanten, Wirte, Handwerker und fahrendes Volk die Besucher in die Lutherstadt vor 500 Jahren. Auch die Geschäfte der Innenstadt sind von 12 bis 17 Uhr geöffnet.

Zu einer spannenden Begegnung mit der Neuzeit kommt es um 12 Uhr im Malsaal des Cranach-Hofes. Zum 30. Jahrestag des Herbst '89 hält Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer den Vortrag „Lasset die Geister aufeinanderplatzen. – Martin Luther und die friedliche Revolution“. „Martin Luther – ein historisches Puppenspiel“ ist um 15.30 und 16.30 Uhr im Cranach-Hof zu erleben, „Luther für Einsteiger“ gibt es ab 16 Uhr im Bugenhagenhaus. Wer stattdessen – oder natürlich zusätzlich – die Lutherstadt Wittenberg selbst kennenlernen will, hat dazu von 11 bis 15 Uhr im Stundentakt Gelegenheit. Startpunkt der Führungen ist die Tourist-Information am Schlossplatz.

Am 1. und 2. November schließen sich an die Reformationsfeierlichkeiten die Lutherstudientage der „Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt“ an. Für den Ausklang sorgt dann wieder die Wittenberger Hofkapelle. „Amarilli mia bella“ heißt es am Nachmittag des 3. November im Alten Rathaus. Die Geburtstagsmusik für Barbara Strozzi und Clara Schumann beschließt ein Festival, das nicht nur Freunden der Renaissancemusik zehn ereignisreiche Tage verspricht.

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