Bach für jeden Geschmack
Veröffentlicht am Mittwoch, 25. Juli 2018
Alle zwei Jahre lädt die „Köthener BachGesellschaft“ zu den Bachfesttagen ein. Das traditionsreiche Festival, das 1967 erstmals durchgeführt wurde, steht vom 26. August bis 2. September zum zweiten Mal unter der künstlerischen Leitung des Kulturmanagers und Konzertdesigners Folkert Uhde. Mit einem großen Schlossfest und einem breit gefächerten Programm will er die Bachfesttage erneut nicht nur für eingeschworene Verehrer des Komponisten zu einem Genuss für alle Sinne machen.
„Sinn und Verstand kommen großartig zusammen“, urteilte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ über die Bachfesttage 2016. Dass in dem Festival aber außerdem jede Menge Herz und Feingefühl stecken, soll auch in diesem Jahr eindrucksvoll bewiesen werden. Fast alle der Programme entstehen exklusiv für Köthen, viele der renommierten Künstler und Ensembles aus aller Welt treten in dieser Konstellation nur in der Bachstadt auf.
Mit dabei ist natürlich das eigens gegründete „Köthener BachCollektiv“ unter Leitung der Geigerin Midori Seiler, für das Musiker aus rund einem Dutzend Nationen für sieben Tage in Köthen zusammenfinden. Erwartet werden außerdem namhafte Solisten wie Sopranistin Dorothee Mields, Countertenor Valer Sabadus und Pianistin Ragna Schirmer, aber auch der „Nederlands Kamerkoor“ aus Holland, der als einer der besten Chöre der Welt angesehen wird. Wie Bachs Haltung in seiner Köthener Lebensphase sei auch das diesjährige Programm von Künstlern geprägt, die Leidenschaft, Aufbruchsstimmung und Hingabe in sich vereinen, so die Bachgesellschaft.
Eine Premiere im Rahmen der Köthener Bachfesttage feiert in diesem Jahr Christoph Reuter. Der in Dessau geborene Pianist, Komponist und Kabarettist will am 1. September mit seiner „Doppelstunde Musik“ im Johann-Sebastian-Bach-Saal augenzwinkernd Lust auf klassische und andere Klänge machen.
Was bedeutet Ihnen Bach als Komponist? Ist er Vorbild oder Inspiration für Sie?
Christoph Reuter: Bach ist alles: Inspiration, Vorbild und Grundnahrungsmittel. Man kommt an ihm als Musiker nicht vorbei. Als Kind habe ich im Klavierunterricht in Dessau Präludien, Inventionen und Menuette von Bach gespielt. Auch heute vor Konzerten spiele ich mich fast immer mit dem c-Moll Präludium aus dem „Wohltemperierten Klavier“ ein, da auf höchst musikalische Weise alle Finger angewärmt werden können. Es ist mir eine große Freude, bei den Bachfesttagen zum ersten Mal mein Programm „Doppelstunde Musik“ zu spielen.
Die „Doppelstunde Musik“ steht diesmal unter dem Titel „Von Amerika bis Polen und von Bach bis Bohlen“. Was hat der „Pop-Titan“ mit dem Superstar der Barockmusik gemeinsam – abgesehen von einer grundsätzlichen Musikalität?
Christoph Reuter: Es ist natürlich ein Spaß, und eine nette Aliteration dazu, Bach und Bohlen in einer Zeile zu nennen. Es gibt aber überraschenderweise mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Stilen der Musik als man sich gemeinhin vorstellen mag. Ich wandere in meinem Programm in Windeseile durch 500 Jahre Musikgeschichte und diese beiden Protagonisten schienen mir als bekannte Vertreter passend, dies unterhaltsam zu verdeutlichen.
Wie der „echte“ Musikunterricht auch lebt Ihre Doppelstunde von der Interaktion mit der Klasse bzw. dem Publikum. Wie groß ist der Anteil an Improvisation im Programm?
Christoph Reuter: Ich liebe die musikalische Improvisation und sie lässt sich hervorragend mit der Interaktion verbinden. So werden wir beispielsweise ein Lied live schreiben und ich werde am Klavier über einen mir zugerufenen Namen improvisieren. Improvisation passiert im Moment und das ist das Besondere.
Neben mehr als einem Dutzend Hauptkonzerten im Rahmen des einwöchigen Festivals werden am 1. und 2. September auch über 20 Kurzkonzerte zu erleben sein, die dazu einladen, auf musikalischen Streifzügen versteckte Orte in Schloss und Stadt zu erkunden. Gleichzeitig wird außerdem das zweite große Schlossfest gefeiert. Der verwunschene Schlosshof wird zur perfekten Kulisse für ein buntes Jahrmarktsspektakel, an dem auch Bach sicher seine Freude gehabt hätte. Gaukler und Artisten, Tänzer und Musiker, historische Handwerkskunst und regionale Händler werden sich hier ein Stelldichein geben. Die kleinen Gäste können sich vom „paperback papiertheater“ verzaubern lassen oder in Mitmachwerkstätten die Arbeit in einer Druckerei, einer Farbenküche und einer Steinreiberey nacherleben. Am Samstagabend wird im Schlosshof zudem Live zum Tanz aufgespielt.
Der Eintritt zum Schlossfest ist frei. Tickets für alle anderen Konzerte sind im Vorverkauf über die Internetseite der Bachfesttage erhältlich.
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